Vielen herzlichen Dank an Steffi Koch von der Salzgitter-Zeitung für diesen tollen Artikel !
Titelseite Salzgitter – Ausgabe 11. April 2022
Hier gibt es schnelle Hilfe für Geflüchtete - „Wir helfen Kindern“ und die Diakonie unterstützen Kinder und Familien. Wer Bedarf hat, kann sich melden.
Die Spendenbereitschaft der Salzgitteranerinnen und Salzgitteraner ist „überwältigend“. Allerdings hat sich die Tatsache, dass aus der Ukraine Geflüchtete nun auch recht unbürokratisch und schnell Unterstützung beantragen können, noch nicht so sehr herumgesprochen. Um das zu ändern und um auch einen zweiten Scheck zu überreichen, haben sich am Freitag in Lebenstedt Vertreter der Diakonie, des Vereins „Wir helfen Kindern“ und einiger Organisationen, die Flüchtlinge unterstützen, getroffen.
Insgesamt 70.000 Euro hat „Wir helfen Kindern“ inzwischen der Diakonie überwiesen. Über die – genauer Petra Behrens-Schröter sowie Markus Meyer – kann nun Unterstützung für Kinder und Familien aus der Ukraine beantragt werden. 13.000 Euro sind ausgegeben, 57.000 Euro stehen noch zur Verfügung.
Zwar sind schon erste Projekte und Aktionen gefördert worden, doch in Salzgitter ist es noch nicht großflächig bekannt, dass Familien auch direkt Hilfe beantragen können. „Wir haben uns viel Mühe gegeben, um die Formalitäten so knapp wie möglich zu halten“, erklärte Petra Behrens-Schröter, Geschäftsführerin der Diakonie. Und mit Volker Machura, Vorsitzender von „Wir helfen Kindern“, ist sie sich einig, dass die Anträge schnell und unkompliziert bearbeitet werden sollen. „Auch Salzgitteraner, die Ukrainer aufgenommen haben, können sich bei uns melden, wenn sie Unterstützung für die Geflüchteten benötigen“, betonte Meyer.
„Klar ist, dass die Geflüchteten, die wir unterstützen, gemeldet sein müssen, damit die Grundversorgung geklärt ist. Wenn es dann aber noch Lücken gibt, können wir helfen. Und zwar ganz unbürokratisch“, erklärte Meyer. So könne die Diakonie mit dem Geld von „Wir helfen Kindern“ – am Freitag überreichten Machura und stellvertretende Vorsitzende Christiane Voss übrigens nach den ersten 50.000 Euro einen zweiten Scheck über 20.000 Euro – zum Beispiel helfen, wenn Tablets für die Kinder fehlten, damit die am Online-Unterricht teilnehmen können. Viele Schulen würden die Kinder nämlich von der Ukraine aus weiter online unterrichten. Oder: „Manchmal fehlen ja auch große Töpfe oder Krabbelteppiche für Kleinkinder, ein Autositz, oder, oder, oder…“, fügte Meyer hinzu.
Auf dem kurzen Dienstweg haben Machura und Voss am Freitag übrigens während des Treffens weitere 5000 Euro für die Salzgitter-Tafel bewilligt. Die ist inzwischen zu einer Anlaufstelle der Geflüchteten geworden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort wissen ganz genau, was die Menschen benötigen. „Die ersten 5000 Euro sind so gut wie ausgegeben“, berichtete Tafel-Vorsitzende Ida Naumov. Zum Beispiel für die Willkommenstüten, die die Kinder erhalten. Ganz individuell würden die vom Tafel-Team zusammengestellt. Dass die Geflüchteten bei der Tafel unterstützt werden, habe sich längst herumgesprochen. Etwa 600 Erwachsene und Kinder aus der Ukraine hätten sich in den vergangenen Wochen dort angemeldet. Sie erhalten hier Lebensmittel, aber eben auch weitere Unterstützung.
Auch die Stadtbibliothek wird von „Wir helfen Kindern“ beziehungsweise der Diakonie unterstützt. „Wir haben Bücher in deutsch-ukrainischer Sprache bestellt. Sie werden ganz neu aufgelegt und sollen gegen Ende des Monats geliefert werden“, berichtete Barbara Henning vom Team der Bibliothek. Die Bücher könnten dann ausgeliehen werden.
Eine weitere Idee: zusätzliche Tablets anzuschaffen, die die Familien dann für ihre Schulkinder ausleihen könnten. Und: Familien, die Schulranzen für ihre Kinder benötigen, können sich ebenfalls an die Stadtbibliothek wenden. Auch dafür gibt es ein Budget.
Übrigens: Grundschulen könnten ebenso Geld beantragen – für Materialpakete für Kinder aus der Ukraine, die nun bei ihnen eingeschult werden. Darauf machte Petra Behrens-Schröter aufmerksam. Eine erste Grundschule habe das bereits umgesetzt.
Ein Projekt ganz anderer Art plant Kathrin Monyer-Rogner, Koordinatorin des evangelischen Familienzentrums Martin Luther. Vom 1. bis 4. September gibt es in Lebenstedt eine Lehmwerkstatt. Für Erwachsene und Kinder – für alle Nationen. „Das wird ein großes Miteinander. Angeboten werden dann die Herstellung kleiner Mobiles, der Bau einer Weidenhütte oder auch Matschkuhlen für die Jüngsten“, berichtete Kathrin Monyer-Rogner. „Alle Menschen, die im Quartier leben, sollen dort zusammenkommen. Wir haben die Hoffnung, dass insbesondere die Kinder bei dieser Veranstaltung ohne den Umweg Sprache die Möglichkeit haben, einfach mal wieder Kind zu sein“, sagte Meyer.
Titelseite- Gesamtausgabe
Salzgitteraner helfen Geflüchteten
Salzgitter 70.000 Euro hat der Verein „Wir helfen Kindern“ nun insgesamt an die Diakonie in Salzgitter überwiesen. Von dort aus soll das Geld Kindern und Familien aus der Ukraine zugutekommen, die nach Salzgitter geflüchtet sind. Familien, die Unterstützung benötigen, können sich bei der Diakonie melden. Dort soll die Hilfe dann „schnell und unbürokratisch“ bewilligt werden, versicherten die Verantwortlichen. Aber auch Beratungseinrichtungen, die Geflüchtete betreuen und Unterstützungsbedarf erkennen, können sich stellvertretend an die Diakonie wenden.
Kolumne von Steffi Koch:
Lösung auf dem kurzen Weg
Wird es umständlich und bürokratisch, werde ich ungeduldig und ungnädig. Gibt es ein Problem, bin ich großer Fan davon, möglichst zügig und pragmatisch eine Lösung zu finden. Werden erst noch lange Reden geschwungen, obwohl die Lösung doch schon längst auf der Hand liegt, kann ich richtig ungehalten werden. Doch dazu gab es am Freitagnachmittag bei der Diakonie keinen Anlass. Dort wurde gehandelt. Und zwar pragmatisch und extrem lösungsorientiert. Da berichtete die Chefin der Salzgitter-Tafel, Ida Naumov, dass das erste Geld, das der Verein über die Diakonie von „Wir helfen Kindern“ erhalten hatte, eigentlich bereits aufgebraucht ist. Volker Machura, Vorsitzender von „Wir helfen Kindern“, zögerte nicht eine Sekunde, machte mal eben quer über den Tisch mit seiner Vorstandskollegin Christiane Voss klar, dass es hier und jetzt die nächsten 5000 Euro gibt. Problem erkannt, Problem gelöst. Manchmal kann es so herrlich einfach sein. Das in diesem Fall aber übrigens „nur“ dank der großen Spendenbereitschaft der Salzgitteraner.